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Diese Fehler solltet Ihr niemals machen!

Diese Fehler solltet Ihr niemals machen!

Gserper
| 263 | Endspiele

Fehler sind ein wesentlicher Bestandteil des Schachspiels: Jeder macht sie. Sogar Supercomputer! Dennoch solltet Ihr in der Lage sein, bestimmte Arten von Fehlern zu vermeiden. Wenn zum Beispiel einem Anfänger das Schäfermatt gezeigt wird, gibt es keine Entschuldigung, wenn er trotzdem darauf hereinfällt. Ein Anfänger kann seine Dame bereits in der Eröffnung verlieren oder im 12. Zug Schachmatt gesetzt werden, aber das Schäfermatt sollte einfach Tabu sein!

Um dieses Konzept anders auszudrücken: Wenn Ihr gefragt werdet, was 27 mal 72 ist und einen Fehler macht, ist das verständlich. Wenn Ihr jedoch aufgefordert werden, 4 mit 7 zu multiplizieren und dabei einen Fehler macht, ist dies unverzeihlich, da Ihr das Einmaleins einfach auswendig kennen solltet.

Genau wie das Einmaleins gibt es einige Schachkonzepte, die jeder Spieler auswendig kennen sollte. Als ich mich zum Beispiel als kleines Kind bei einem Schachclub in unserem örtlichen Pionierpalast angemeldet hatte, mussten die Trainer bestimmen, zu welcher Gruppe ich am besten passen würde. Sie zeigten mir nur eine Stellung.

Ich wusste nichts über dieses Endspiel, fand natürlich auch nicht den einzigen Gewinnzug 1.Ke3 und wurde prompt in eine Anfängergruppe geschickt. Tatsächlich kennen aber nicht nur Anfänger dieses Endspiel nicht auswendig. Falls Ihr Euch übrigens nicht sicher seid, wie man dieses Endspiel gewinnt, könnt Ihr es hier üben.

Im Schachclub habe ich dann gelernt, dass sich in diesem Endspiel alles um die Opposition dreht und der Verteidiger ein Remis erreichen kann, wenn er in diese Opposition kommt. Als ich dann aber genau dieses Endspiel gegen einen Clubkameraden spielte, zeigte er mir, dass das nicht immer stimmt.

Ich rannte zu unserem Trainer und schrie ganz aufgeregt, dass mein Freund gerade die Opposition "widerlegt" hatte. Der Trainer lächelte und erklärte mir, dass, wenn der weiße König die sechste Reihe oder der schwarze König die dritte Reihe erreicht und vor einem Bauern steht, die Opposition irrelevant wird und der Bauer das Umwandlungsfeld erreicht. An diese Lektion erinnerte ich mich fortan mein ganzes Leben lang.

Viele Jahre später sah ich dann in dem Buch The Batsford Chess Encyclopedia von Nathan Divinsky etwas ganz Ähnliches. Hier ist eine Stellung aus diesem Buch.

Im Buch steht: "Wenn Schwarz am Zug ist, hat Weiß die Opposition und wenn Schwarz seinen König zieht, wird Weiß seinen König vorziehen und kann seinen d-Bauern umwandeln. Schwarz kann jedoch 1...h3 spielen und dann hat er die Opposition. Schwarz kann die Opposition halten und die Partie endet Remis."

Wenn der Autor dieses Buches auch gegen meinen Freund, der die Opposition "widerlegte" hatte, gespielt hätte, würde er wissen, dass die Stellung für Schwarz so und so verloren ist und es völlig egal ist, wer am Zug ist. Tatsächlich sind die beiden Bauern auf der h-Linie irrelevant, da Weiß auch dann gewinnt, wenn wir sie entfernen! Solche Fehler sind einfach unverzeihlich, da es wirklich das ABC des Schachs ist und man es nicht nur dann auswendig können sollte, wenn man ein Schachbuch schreibt.

Ein ähnliches Beispiel für einen unentschuldbaren Fehler passierte kürzlich in einer Partie auf sehr hohem Niveau. Ihr wisst ja, dass ich die Partien usbekischer Spieler immer besonders genau verfolge und deshalb war die folgende Partie der Mannschafts-WM für mich natürlich ein Muss.

Auf den ersten Blick sieht die Partie eher langweilig aus: Die Spieler tauschten schnell die meisten ihrer Figuren und gingen in ein Remis-Endspiel. Es gab aber einen sehr wichtigen Moment, der den Ausgang der Partie ändern hätte können. Dieser Moment war im Bauernendspiel. Könnt Ihr ihn entdecken?

Allen, denen diese Aufgabe zu schwierig ist, will ich einen Hinweis geben. Es gibt ein bekanntes Muster, das den meisten erfahrenen Spielern vertraut ist. Es wurde schon in vielen Partien gespielt und ich zeige Euch drei davon, die alle von Großmeistern gespielt wurden.


Ich hoffe, dass Euch dieses Muster jetzt so klar wie ein Einmaleins geworden ist und Ihr solltet die Antwort auf die Frage nach der ersten Partie relativ leicht finden können.

Es ist wirklich erstaunlich, dass zwei starke Großmeister ein einfaches Endspiel so schlecht gespielt haben. Man könnte zwar argumentieren, dass beide Spieler zu Beginn des Bauernendspiels weniger als 10 Minuten auf ihrer Uhr hatten, aber für mich ist das keine gute Ausrede. Könnt Ihr 4x7 in fünf Sekunden ausrechnen? Genau davon spreche ich! Es geht um Wissen - und nicht um Rechnen! Ich denke, es war der enorme psychologische Druck (der Ausgang der Mannschafts-WM wurde entschieden!), der beide Spieler ihr "Einmaleins des Schachs" vergessen ließ. Ich hoffe aber, dass Ihr, nachdem Ihr diesen Artikel gelesen habt, diesen Fehler in Euren eigenen Partien niemals machen werdet!

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